Sicher fahren - gesund ankommen
Weltgesundheitstag 2004
Gesundheit erhalten durch Unfallvermeidung: Das war das Anliegen des Weltgesundheitstages 2004. Angesichts von weltweit rund 1,2 Millionen Unfalltoten pro Jahr hatte die WHO „Road safety is no accident“ formuliert, die deutsche Übersetzung lautete „Sicher fahren – gesund ankommen“. Die LZG veranstaltete am 24. Mai 2004 in Bayreuth mit Schülern und Lehrern der Albert-Schweitzer-Hauptschule dazu ein Aktionsforum. Gesundheitsbezogene Prävention und speziell die Situation junger Menschen im Straßenverkehr waren die Schwerpunkte.
Die Zahl der bei Verkehrsunfällen tödlich Verletzten ist seit einigen Jahren rückläufig. Doch der positive Trend darf nicht über die immer noch viel zu hohen Zahlen hinweg täuschen: besonders Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind im Straßenverkehr gefährdet. Verkehrsunfälle sind bei Kindern im Schulalter die häufigste Todesursache; die ersten zwei Jahre nach Erwerb des Führerscheins sind die unfallträchtigsten überhaupt. Im Jahr 2003 waren Fahranfänger im Alter von 18 bis 24 Jahren an fast 45.000 Verkehrsunfällen in Bayern beteiligt; 288 junge Menschen dieser Altersgruppe starben dabei. Beim Aktionsforum in Bayreuth war die Situation jugendlicher Verkehrsteilnehmer ein Schwerpunktthema. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz stimmten Schülerinnen und Schüler der Bayreuther Albert-Schweitzer-Hauptschule mit überzeugenden Darbietungen inhaltlich auf das Thema ein.
Junge Menschen im Straßenverkehr
Junge Menschen nehmen im Straßenverkehr immer wieder große Risiken auf sich. Alkohol, Drogen und Übermüdung, der Wunsch, „dazuzugehören“ und Selbstüberschätzung spielen eine wichtige Rolle. Offenbar reichen bloße Informationen nicht aus, um verkehrsriskantes Verhalten zu vermeiden.
Als ein Beispiel jugendgemäßer Prävention wurde die Aktion „Disco-Fieber – Wir brauchen dich auch morgen!“ vorgestellt. Das in Schrobenhausen entwickelte Projekt zeigt seit rund vier Jahren, wie ein Präventionskonzept durch ehrenamtliches Engagement umgesetzt werden kann. Das Kernelement der Aktion zielt darauf ab, jugendliche und junge Erwachsene dazu zu bringen, sich des eigenen Verhaltens und der Verantwortung im Straßenverkehr bewusst zu werden. Die LZG hat „Disco-Fieber“ von Anfang an begleitet und verbreitet die Aktion jetzt bayernweit, gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Gesundheitsminister Dr. Werner Schnappauf zog eine erste Bilanz:
"Disco-Fieber spricht die jungen Menschen emotional an und motiviert sie, sich kreativ mit richtigem Verkehrsverhalten auseinander zu setzen ... Nicht Verbot und Ermahnung stehen im Vordergrund, sondern die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Bedürfnissen nach Anerkennung und Ausloten von Grenzen."
Eine neue Sicherheitskultur entwickeln durch den Erwerb technischer Fähigkeiten und die Übernahme von Verantwortung
"Prävention ist eine Bewältigungsstrategie, sie ist ein Verhalten, das darauf abzielt, absehbare bzw. mögliche Zukunftsrisiken zu vermeiden oder zumindest darauf vorbereitet zu sein. Forschung und Wissenschaft, das heißt die permanente Beobachtung unserer Lebensbedingungen und ihrer Perspektiven, liefern wichtige Anhaltspunkte für die Prävention“, sagt der LZG-Vorsitzende Prof. Dr. Johannes Gostomzyk: „Zum Beispiel das Verkehrsgeschehen: In ca. 90 Prozent ist menschliches Tun die Unfallursache, nur ca. 10 Prozent der Unfälle entstehen durch technisches Versagen. Vor 50 Jahren, zu Beginn der technischen Entwicklung, war dies Verhältnis genau umgekehrt (nach S. Hartwig, Sicherheitsexperte Universität Wuppertal, in mobil 05/04). Der Ausweg besteht, neben der Verbesserung der Technik, darin, die Rolle des Menschen im Geschehen zu verändern, eine neue Sicherheitskultur zu entwickeln durch Erwerb technischer Fähigkeiten und Übernahme von Verantwortung.“
Disco-Fieber: „Wir brauchen dich auch morgen“
Dr. Anton Euba vom Schrobenhausener Arbeitskreis und Hans-Dieter Franke, Rektor der dortigen Maria-Ward-Realschule, stellten Elemente der Präventionsaktion „Disco-Fieber“ vor. Die regionale Unterstützung des Anliegens dokumentierte die Anwesenheit des Schrobenhausener Bürgermeisters Josef Plöckl und der Stv. Landrätin Rosina Straub.
„Disco-Fieber“ entstand Anfang 2000, nachdem innerhalb weniger Monate mehrere junge Menschen bei Disco-Unfällen im Landkreis schwer verletzt oder getötet worden waren. Unter dem Motto „Wir brauchen Dich auch morgen“ sind seither die Stadt Schrobenhausen, der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, verschiedene Schulen, Polizei und Rettungsdienste, Gebietsverkehrswacht, örtliche Presse und andere aktiv. Rund 3.000 Jugendliche haben sich bisher bei Aktionstagen eingebracht.
Die Jugend erreichen: Verbreitung der Präventionsidee durch die LZG
Angestrebt wird die Gründung weiterer lokaler und regionaler Arbeitskreise und deren Vernetzung. Zum Zeitpunkt des Weltgesundheitstages 2004 bestanden bereits folgende Kontakte:
- Zusammenarbeit von Disco-Fieber mit den gewerblichen Berufsgenossenschaften, der Landesverkehrswacht Bayern und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat.
- Kooperation mit dem Bayerischen Fahrlehrerverband: Über 100 Fahrschulen setzen „Disco-Fieber“-Materialien in ihrem Unterricht ein.
- Über den Bayerischen Fußballverband erreicht die Aktion 7.200 Jugendmannschaften mit über 100.000 jugendlichen Fußballspielern.
- In Zusammenarbeit mit dem Seminar Bayern für Verkehrs- und Sicherheitserziehung der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalplanung wird die Einbindung von „Disco-Fieber“-Elementen in die Verkehrserziehung der neuakzentuierten Sekundarstufe 2 in bayerischen Schulen angestrebt.
- Die Bayerische Notfallseelsorgerkonferenz beteiligt sich an der Projektarbeit. Weiterhin werden Kooperationen mit den Dachverbänden der Feuerwehren und Rettungsdienste angestrebt.
„Prävention macht Mut – Mut auf Zukunft“
Gesundheitsminister Dr. Werner Schnappauf kündigte auf dem Aktionsforum zum Weltgesundheitstag den Start einer gesundheitsbezogenen „Präventionsoffensive Bayern“ an. Prävention ist eine Notwendigkeit in unserer modernen Welt, ergänzte Prof. Dr. Johannes Gostomzyk, Vorsitzender der LZG.
Angesichts mit wachsender Geschwindigkeit eintretender Veränderungen unserer Lebensbedingungen können wir es uns nicht mehr leisten, notwendige Anpassungen, das heißt Verhaltens- und Lebensstiländerungen abzulehnen, wenn wir uns nicht aus der durch menschliches Handeln verursachten Entwicklung ausklinken wollen ... Wir brauchen Prävention als permanente gedankliche Auseinandersetzung mit den technischen, kulturellen und sozialen Entwicklungen, auch mit ihren Risiken. Wenn uns Prävention gelingt, erweitert sie unsere Lebens- und Erlebnismöglichkeiten. Deshalb gilt der Satz: 'Prävention macht Mut, Mut auf Zukunft'. Dies ist die Perspektive, die die LZG aus dem Weltgesundheitstag 2004 an alle weitergeben möchte.
Prof. Dr. Johannes Gostomzyk, LZG

