Gesund bleiben – sich vor Infektionskrankheiten schützen
Weltgesundheitstag 2007
Infektionskrankheiten und der Umgang mit ihnen waren Thema des Weltgesundheitstages 2007. Das Motto „Invest in health – Build a safer future“ wurde von der Bundesvereinigung für Gesundheit für Deutschland offiziell in den Slogan „Gesund bleiben – sich vor Infektionskrankheiten schützen“ übertragen.
Krankheitserreger sind „Mitbewohner“
Infektionskrankheiten werden durch Mikroorganismen hervorgerufen. Eine unüberschaubare Anzahl dieser Kleinstlebewesen umgibt uns. Die wenigsten lösen Krankheiten beim Menschen aus – und das auch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Zu den krankmachenden, d.h. pathogenen Mikroorganismen zählen Viren, Bakterien, Einzeller (Protozoen), Pilze und auch die wesentlich größeren Würmer. Ob und wie stark sich die verschiedenen Erreger im menschlichen Körper ausbreiten und eine Krankheit hervorrufen können, hängt ab von der aufgenommenen Zahl und den Eigenschaften der Erreger sowie von der körpereigenen Infektabwehr, d.h. in erster Linie von der Reaktion des Immunsystems.
Übertragungswege
Infektionskrankheiten können örtlich und/oder zeitlich gehäuft („epidemisch“ oder „pandemisch“) auftreten, sie können vereinzelt („sporadisch“) vorkommen oder sind in der Bevölkerung bzw. einer Gruppe andauernd mit einer bestimmten Häufigkeit vorhanden („endemisch“). Infektionsquellen sind infizierte bzw. an einer Infektion erkrankte Menschen und Tiere, ihre Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen. Von der Infektionsquelle aus können Erreger auf zwei Wegen zum Menschen gelangen. Am häufigsten ist die Übertragung durch direkten Kontakt. Dazu gehören unter anderem die Tröpfcheninfektion bzw. die Übertragung über die Luft, die Schmierinfektion, die Übertragung durch Geschlechtsverkehr und die (seltene) Übertragung über die Haut. Werden Erreger von der Infektionsquelle aus über „Zwischenstationen“, etwa Trinkwasser, Lebensmittel, gemeinsam benutze Gegenstände oder Tiere, weitergegeben, spricht man von einer indirekten Infektion.
Ansteckung vermeiden: Infektionswege unterbinden, eine gesunde Lebensumwelt gestalten
Maßnahmen der öffentlichen und der persönlichen Hygiene tragen entscheidend zur Verhütung von Infektionskrankheiten bei. Einfache Maßnahmen wie das Waschen der Hände, aber auch Desinfektion (Verfahren zum Abtöten krankmachender Mikroorganismen) und Sterilisation („Entkeimung“, Abtötung sämtlicher Mirkoorganismen) verringern bzw. verhindern die Weiterverbreitung von Krankheitserregern. Im Haushalt sind die Anwendung von Hitze (Kochen) und Kühlen bzw. Gefrieren zum Niedrighalten der Keimzahl üblich, spezielle Desinfektionsmaßnahmen können die Ausnahme bleiben.
Große Bedeutung kommt der entsprechenden Gestaltung der Lebensbedingungen zu, etwa der Trinkwasserversorgung, der geordneten Abwasser und Abfallentsorgung sowie der Wohnraumhygiene (Größe, Belüftung, Licht). „Wir brauchen eine Kenntnis der Luft, des Bodens, der Nahrung, des Hauses, der Kleidung, des Bettes …“, hatte Max von Pettenkofer, der „Vater der Hygiene“, bereits im 19. Jahrhundert gefordert. Seine Forschungen zur Seuchenhygiene waren damals Grundlage für den Bau bzw. die Sanierung der Trink und Abwassersysteme von Großstädten wie München, Berlin und Paris.
Schutz durch Impfungen
Zu den wichtigsten und wirksamsten Maßnahmen, Infektionskrankheiten und ihrer Verbreitung vorzubeugen, gehören Impfungen. Bei einer Impfung werden Krankheitserreger in abgeschwächter, abgetöteter oder fragmentierter Form, deren Giftstoffe (Toxine) oder gentechnisch hergestellte Anteile der Erreger in den Körper eingebracht. Das Immunsystem reagiert darauf mit der Bildung von Antikörpern, so dass bei einem späteren Kontakt die „echten“ Erreger im Körper erkannt und inaktiviert werden können (aktive Immunisierung). Die ersten Impfungen, die „Grundimmunisierung“ gegen so genannte Kinderkrankheiten und Tetanus, beginnen im Säuglings und Kleinkindalter, später sind regelmäßige Auffrischimpfungen notwendig. Bei entsprechenden Risiken kann auch später ein Impfschutz gegen weitere Krankheiten aufgebaut werden, sofern ein Impfstoff zur Verfügung steht (z.B. Grippeimpfung, Reiseimpfungen).
Neben dem persönlichen Schutz für den Geimpften haben Impfungen auch eine große Bedeutung für Gesundheit der Bevölkerung. Hohe Durchimpfungsraten führen zu einer „Herdenimmunität“, in der die Übertragung des Erregers unterbrochen wird. Dadurch werden auch nicht geimpfte Personen (z.B. Säuglinge, immungeschwächte Patienten) vor diesen Krankheiten geschützt.
Manche Menschen stehen Impfungen skeptisch gegenüber und lassen als Eltern auch ihre Kinder nicht impfen, sei es aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen oder in der Annahme, dass Kinderkrankheiten das Immunsystem der Kleinen „trainieren“. Dies tun Impfungen jedoch auch – ebenso wie zahlreiche andere Infektionen im Kindesalter, für die es keinen Impfschutz gibt. Impfgegner sollten bedenken: Der Sinn der Impfungen liegt gerade darin, dass Nebenwirkungen von Impfungen sehr selten sind im Vergleich zu den sehr viel häufigeren schwerwiegenden Folgen der Krankheiten, gegen die man impfen kann. Ein zusätzlicher Nutzen für die Gemeinschaft liegt darin, dass Impfungen nicht nur die eigene, sondern auch die Gesundheit anderer Menschen schützen können. Bis heute gibt es trotz intensiver Forschung nur Impfstoffe gegen etwa 25 Erreger bei mehr als 1.400 bekannten Krankheitserregern.
Über die empfohlenen Impfungen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene informiert die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut.
Aktuelle Entwicklungen
Infektionskrankheiten waren über Jahrhunderte hinweg die weitaus häufigste Todesursache. Die Verbesserung der Lebensbedingungen, groß angelegte Impfprogramme sowie die Entdeckung und Entwicklung von Antibiotika, Virostatika und weiteren Mitteln zur symptomatischen Behandlung mikrobieller Infektionen haben Vorbeugung und Therapie in den vergangenen hundert Jahren revolutioniert. Dennoch bleiben Infektionskrankheiten ein Problem.
Rund 36.000 meldepflichtige Infektionskrankheiten wurden in Bayern im Jahr 2005 registriert. Dabei standen Magen-Darm-Infektionen mit fast 30.000 gemeldeten Fällen an erster Stelle. Auslöser der Erkrankungen sind vor allem Salmonellen, Campylobacter-Bakterien, Rota- und Noroviren. Zu den vergleichsweise häufigen meldepflichtigen Erkrankungen zählen außerdem die akute Virushepatitis (2005: 2.166 gemeldete Fälle), hier insbesondere die Hepatitis C (1.809 Fälle), die Influenza (1.971 Fälle) und auch die Tuberkulose (988 Fälle), die vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem und/oder in extrem schlechten Lebensbedingungen eine Gefährdung darstellt.
Aktuell richtet sich das Augenmerk außerdem auf die Frühsommermeningoenzephalitis (FSME), deren Erreger durch Zecken übertragen werden. 55 bayerische Kreise gelten wegen der Anzahl der infizierten Zecken derzeit als Risikogebiete, der Landkreis Passau als Hochrisikogebiet. Für das Jahr 2005 wurden in Bayern 211 FSME-Infektionen gemeldet (LGL, Meldepflichtige Infektionskrankheiten nach dem IfSG, 2005).
In einer gesonderten Statistik erfasst werden HIV-Infektionen, die im Jahr 2005 bei 361 Menschen in Bayern neu festgestellt wurden (RKI).
Für einzelne, heute seltener gewordene Krankheiten werden gelegentlich regionale Häufungen beobachtet, beispielsweise für Masern, für die der Impfschutz der Kinder in Bayern „insgesamt noch nicht befriedigend“ ist. Im Ganzen gesehen bewertet das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit jedoch den Impfschutz der Kinder in Bayern als „recht gut“. Im Vergleich zu Vorjahren wurde 2006 festgestellt, „dass die Impfraten bei fast allen Impfungen zugenommen haben, bei Diphtherie und Tetanus konnte das erreichte hohe Niveau gehalten werden“ (LGL, Gesundheitsmonitor 4/2006).
Häufigste meldepflichtige Infektionskrankheiten nach Infektionsschutzgesetz in Bayern, 2005 (Auswahl)
| Krankheit | Anzahl der Infektionen |
|---|---|
| Akute Infektiöse Darmkrankheiten | 29449 |
| Akute Virushepatitis (Gesamtzahl) | 2166 |
| Hepatitis A | 189 |
| Hepatitis B | 159 |
| Hepatitis C | 1809 |
| sonstige akute Virushepatitis | 9 |
| Influenza | 1971 |
| Tuberkulose | 988 |
| Syphilis | 356 |
| Masern | 324 |
| FSME | 211 |
Quelle:
Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 2005
Gesund bleiben – sich vor Infektionskrankheiten schützen
Erkrankungen durch Mikroorganismen wird es immer geben. Ihr Spektrum mag sich ändern, viele Infektionskrankheiten sind durch die moderne Medizin heilbar geworden, für andere müssen wirksame Behandlungen erst noch gefunden werden. Die Botschaft des Weltgesundheitstages lautet daher: Infektionen vermeiden durch Prävention, das heißt durch Beachtung der Hygieneregeln wie auf den Übertragungsweg der Erreger abgestimmte externe Maßnahmen und durch Impfungen (interne Barrieren). Jeder einzelne kann dazu beitragen, seine eigene und die Gesundheit anderer zu schützen.

