Startseite / Gesundheitsförderung und Prävention / 2010: Gesundheit in der Stadt

Gesundheit in der Stadt

Weltgesundheitstag 2010

Die WHO ruft dazu auf, das Leben in Städten gesundheitsfördernd zu gestalten. Die insgesamt 315 Städte in Bayern bieten dafür in der Regel gute Voraussetzungen, sie verfügen über gut ausgebaute Infrastrukturen und Verwaltungen, über medizinische Versorgung und Bildungseinrichtungen sowie über elementare Dienste wie Trinkwasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung. Dennoch sind die Chancen, die individuell mögliche Gesundheit in ihrer Stadt zu erreichen, nicht für alle Bewohner gleich. Unterschiede ergeben sich vor allem aus sozialer Ungleichheit.

Menschen in prekären Lebenslagen sind in Arbeits- und Lebenswelt häufigeren und größeren Risiken und Belastungen ausgesetzt, vielen fehlen die Befähigung und der Handlungsspielraum für ein gutes Gesundheitsverhalten, das heißt für die Vermeidung bzw. Bewältigung belastender Einflüsse. Daraus ergibt sich ein höheres Risiko, zu erkranken, und im Vergleich zu sozial besser situierten Männern und Frauen ist die durchschnittliche Lebenserwartung um Jahre verkürzt. Dieser „Sozialgradient“ spiegelt sich in den Städten wider, deren Viertel von exklusiven Geschäfts- und Bürostraßen über unterschiedliche Wohnsiedlungen mit mehr oder weniger wohlhabenden Bürgern bis hin zu sozialen Brennpunkten reichen.

Soziale Brennpunkte als konzentrierte Manifestation von Armut und Ausgrenzung sind wachsende Herausforderungen für sozial orientierte Stadtentwicklungen und Gesundheitspolitik. Ausgrenzung behindert gesunde Entwicklungen. Dies betrifft Kinder und Jugendliche ebenso wie ältere Menschen, Arbeitslose und Menschen mit Migrationshintergrund in schwieriger Lebenssituation.

Prof. Dr. Johannes Gostomzyk, LZG

Ausgrenzung vermeiden, Entwicklungsmöglichkeiten fördern

Gesundheit fördern bedeutet: Belastungen senken und Kräfte („Ressourcen“) für die Bewältigung belastender Einflüsse stärken. Voraussetzungen sind ein ausreichendes Einkommen sowie persönliche Kompetenzen, Bildung, unterstützende soziale Netze und gesellschaftliche Teilhabe. Auf kommunaler Ebene gibt es vielfältige Angebote, die eine gesundheitsförderliche Lebensweise unterstützen, so in Kindergärten und Schulen, Betrieben, Senioreneinrichtungen oder Sportvereinen.

Menschen in prekären Lebenslagen ist selektiv verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen, um ihre verminderten Gesundheitschancen auszugleichen. Dazu sind entsprechend ausgerichtete Aktivitäten erforderlich, zum Beispiel Schul- oder Stadtteilprojekte für Kinder und Jugendliche, Bildungs- und Sportangebote, die aufsuchende Arbeit von Familienhebammen, Mehrgenerationenhäuser und zunehmend wichtiger bürgerschaftliches Engagement wie Patenschaften, "Nachbarschaftsgärten" und anderes. Erfolgreiche Projekte können Vorbild für andere Gemeinden sein. Der „Regionale Knoten Bayern zur Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“ in der LZG sammelt derartige Berichte (landesweite Datenbank für Bayern, bundesweite Datenbank unter www.gesundheitliche-chancengleichheit.de).

Netzwerke für mehr Gesundheit

Der Regionale Knoten setzt sich auch für eine Gesundheitsförderung in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf ein. In Bayern gibt es derzeit 65 Gemeinden mit insgesamt 97 Quartieren, die im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ gefördert werden.

Gesundheitsförderung in benachteiligten Stadtvierteln erfordert gemeinsames Handeln: Es gilt, Netzwerke zu bilden, in denen sich Einrichtungen des Gesundheitswesens, Kindertagesstätten, Schulen, Kommunalverwaltung, Selbsthilfeeinrichtungen, Bürgerzentren und vor allem die Bürgerinnen und Bürger selbst für gesundes Leben im Stadtteil einsetzen.

Kommunikation schafft soziale Räume. Gesundheitsförderung im Quartier heißt in erster Linie, ohne Verkennung der Bedeutung materieller Grundvoraussetzungen, seine Bewohner als Gemeinschaft, als soziales System der Nachbarschaft mit gegenseitiger Verantwortlichkeit zu entwickeln.

Prof. Dr. Johannes Gostomzyk, LZG

Die Weltgesundheitsorganisation hat bereits 1986 Gesundheitsbildung und Gesundheit in einer für das diesjährige Motto zum Weltgesundheitstag „1000 Cities – 1000 Lives“ noch immer aktuellen Fassung definiert:

Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: Dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben, sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen.

WHO, Ottawa-Charta

Informationen der WHO zum Weltgesundheitstag 2010

Weltgesundheitstag 2010 in Deutschland